Der unten stehende Beitrag ist KEIN Leserbrief, sondern erscheint in der morgigen PRESSE in der Rubrik "Meinung zum Tag". T.D. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
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Unterrichtszeit halbwegs effizient nützen
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Vor mir liegt ein "Informations"-Blatt einer Grazer Schule, auf dem in drei dürren Sätzen "begründet" wird, warum am Mittwoch der Unterricht entfiel. Die Stundenreduktion wäre "eine rein budgetäre Einsparung", wird behauptet. Dass Sparsamkeit hier offenbar ein Vorwurf ist, muss den Staatsbürger befremden, vor allem, wenn man die Zahlen kennt.
Österreich gibt laut PISA-Studie für einen Schüler in dessen ersten neun Schuljahren 71.387 Dollar aus - deutlich mehr als jeder andere Staat. Die Finnen erreichen ihre glänzenden Ergebnisse billiger: Nur 45.363 Dollar kostet ein finnischer Schüler im selben Zeitraum ( Pflichtschulzeit). Ganz offensichtlich versickern hier ganz ohne Sinn und Ziel Millionen, ja Milliarden!
Gerade hat mir meine Tochter, Schülerin der 1. Klasse eines Grazer Gymnasiums, erzählt, dass in der Woche vom 31. März bis 5. April nur am Dienstag die erste Stunde gehalten worden ist. Die erste Stunde hat also nur an einem einzigen von sechs möglichen Tagen stattgefunden, die anderen fünf sind ersatzlos gestrichen worden! In der "Presse" vom 12. März schreibt die Elternvereinsobfrau des BG Purkersdorf in einem Leserbrief, "dass Unterrichtstage, an denen nur eine Stunde regulärer Unterricht stattfindet, keine Seltenheit sind". In Supplierstunden "wird aber nur im Ausnahmefall unterrichtet. Häufig wird dann ferngesehen . . .".
Damit wird klar, dass die Entrüstung über die Streichung von ach so wichtigen zwei Unterrichtsstunden nur geheuchelt sein kann: Diese und andere sind ja nur virtuell, sie stehen zwar am Stundenplan, werden im Schulalltag aber nie gehalten! Ich schätze, dass im Wochenschnitt ca. fünf Stunden entfallen. Geradezu dramatisch wird jede Statistik des Unterrichtsentfalls, wenn man die aus keinem Grund "schulfreien" Tage (Allerseelen, Tag des Landesschutzpatrons, ehem. "Anreisetage" nach Ostern und Pfingsten usw.) hinzuzählt. Ist es vertretbar, dass bei neun Wochen Ferien Lehrer zumeist während der Unterrichtszeit auf Kur gehen? Abgesehen von der Tatsache, dass mehr als ein Viertel der Unterrichtszeit für Organisatorisches vergeudet wird, kann man resümieren: Würde die vorgesehene Unterrichtszeit nur halbwegs effizient genützt, könnte man noch viel mehr als zwei Wochenstunden einsparen und die Schüler kämen dennoch zu mehr tatsächlichem Unterricht als derzeit.
Mag. Heinz Kohlhammer
Gymnasium für Berufstätige
8010 Graz
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